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Interview mit Univ.-Prof. Dr. med. Peter Albers und Dr. med. André Karger, MME (PRO-P-Studie | ePROMS nach Prostatakrebs-Operation)

Univ.-Prof. Dr. med. Peter Albers: Ja, PRO-P bedeutet eine Prüfung, ob eine besondere Kontaktaufnahme des Patienten zu den behandelnden Ärzten den Behandlungserfolg verbessert. Und das bezieht sich in diesem Fall auf die radikale Prostatektomie, also eine Prostatakrebs-Operation, die häufig eben auch Nachteile für den Patienten mit sich bringt im direkten postoperativen Verlauf. Es geht um Impotenz- und um Inkontinenzprobleme. Da war die Idee, wenn ich so eine enge Befragung mit elektronischen Medien, also einer niederschwelligen Zugangsmöglichkeit, organisiere, ob ich dann nicht einen besseren Behandlungserfolg habe.

Dr. med. André Karger, MME: Das Neue ist, dass eben diese Befragung der Patienten in einer regelmäßigen Weise über einen Zeitraum von zwölf Monaten geschieht und dass hier das behandelnde Prostatazentrum eben aktiv auf die Patienten zugeht, sie sozusagen erinnert und über die App oder die Homepage eben befragt, bei Auffälligkeiten aktiv den Patienten kontaktiert und ihm ein weiterführendes Gespräch anbietet.

Univ.-Prof. Dr. med. Peter Albers: Das Ganze geht zurück auf eine Idee, die vor vielen Jahren publiziert wurde auf der ASCO, der amerikanischen Society for Clinical Oncology. Und dort hat man bei Lungenkrebspatienten gemerkt, wenn man dort eine Korrespondenz mit Handy oder Apps oder einem iPad ermöglicht, kann man den Behandlungserfolg verbessern. Also wir wollen schauen, ob der übliche Modus, dass ein Patient sich erst dann meldet, wenn er selbst ein Problem empfindet, tatsächlich ausreicht, um ihn glücklich zu machen, sozusagen. Viele melden sich aber nicht, weil sie denken: „Das ist jetzt normal, ich habe von meinen Bekannten gehört, man ist einfach ein bisschen inkontinent.“ Und er verpasst damit eine Chance, dass man das behandeln könnte.

Dr. med. André Karger, MME: Und Patienten sind ja sehr unterschiedlich. Es gibt manche Patienten, die sich viele Gedanken und Sorgen machen und vielleicht auch in unnötiger Weise. Diese Patienten wären dann natürlich beruhigt, wenn es unnötige Sorgen sind. Und dann gibt es aber auch Patienten, die eben eher die Zähne zusammenbeißen und denken: „Es ist ganz normal, ich muss durchhalten oder warte mal ab.“ Die warten dann möglicherweise zu lange. Und auch hier wäre dann eben im Gespräch zu klären: Ist es vielleicht doch sofort oder unmittelbar nötig, eben weitere Diagnostik einzuleiten?

Univ.-Prof. Dr. med. Peter Albers: Also ich mache es ganz konkret an der Inkontinenz fest. Viele brauchen so eine Sicherheitsvorlage, weil sie etwas Urin verlieren. Aber es gibt auch einige Prozent der Patienten, die tatsächlich mehr Vorlagen am Tag benötigen. Und auch da wäre die Idee, wenn ich frühzeitiger schaue und dann spezifischer auch therapiere – es gibt auch Medikamente, die man geben könnte – , dass dann tatsächlich auch die Inkontinenz sich schneller sozusagen gibt nach der Operation.

Dr. med. André Karger, MME: In Deutschland und auch international beginnt man seit einigen Jahren doch zu verstehen, dass eine stärkere Beteiligung von Patienten im Behandlungsprozess wertvoll für die Behandlungsqualität ist.

Univ.-Prof. Dr. med. Peter Albers: Wenn ich durch eine schnelle Intervention, schnelle Therapien in den ersten zwölf Monaten eine deutliche Besserung und Heilung dieser Nebenwirkungen hätte, dann würden wesentlich weniger Jahre an Problemen auftreten, wesentlich weniger Arztbesuche, weil man das Problem ja frühzeitig schon behoben hat. Das ist genau die Fragestellung der Studie, ob man durch ein aktives Zugehen auf die Patienten auch in diesen schambehafteten Arealen wie Inkontinenz und Potenz durch eine frühere Intervention eine bessere Lebenszufriedenheit bekommt.

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